Syke – „Migration ist (k)ein Thema“ hatte die evangelische Gesamtkirchengemeinde Syke einen Themenabend überschrieben, zu dem sie am Mittwocheingeladen hatte. Trotz des schönen Sommerabends waren knapp 50 Personen der Einladung gefolgt.
„Eigentlich ist Migration kein Thema“, leitete Pastor Christian Kopp ein – weil das Thema so alt sei wie die Menschheitsgeschichte. „Seit es Menschen gibt, gibt es Migration. Migration hat auch Deutschland geprägt und ist hier verwurzelt“, behauptete er und belegte das anhand historischer Daten. Dass Migration dennoch aktuell ein Thema ist, führt er darauf zurück, dass die Debatte sich verschoben habe. Es werde pauschaliert, und kulturelle Besonderheiten, die eigentlich eine Chance für Vielfalt darstellen, seien in der allgemeinen Wahrnehmung negativ besetzt. Aus dem „wir schaffen das“ sei ein „hier läuft gar nichts mehr“ geworden.
Kopp und sein Co-Moderator Ulrich Ellinghaus wollten mit dem Themen-abend einerseits zur Versachlichung der Diskussion vor Ort beitragen, andererseits aber auch die pauschale Wahrnehmung auf das Wesentliche zurückführen, auf den dahinterstehenden Schutz suchenden Menschen. Fünf Migranten hatten sie eingeladen, um deren persönliches Schicksal kennen zulernen. Eljesa (15 Jahre) und ihre Schwester Erina (17) repräsentierten die junge Generation, die die Entscheidung zur Migration aus dem Kosovo nicht selbst getroffen hat.
Mansur (40) und Ali (38) aus Afghanistan waren bewusst vor dem Taliban-Regime geflohen, weil, wie Mansur es ausdrückte, „die Hälfte der Bevölkerung (Frauen) keinerlei Rechte haben“. Er wolle seinen Kindern Zugang zu Bildung ermöglichen und machte sich mit seiner Familie auf den langen Weg, der ihn letztlich vor neun Jahren nach Deutschland führte.
Die Geschichte des 15-jährigen Mustafa aus der Türkei trug Ulrich Ellinghaus vor, weil dieser kurzfristig ausgefallen war. Alle fühlen sich mittlerweile angekommen und engagieren sich auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft. Egal, ob als Klassen- oder Schulsprecher, als Mitarbeiter im Sozialkaufhaus, bei der Tafel oder im ersten Arbeitsmarkt.
Als großes Problem stellt sich für alle der jeweilige Aufenthaltsstatus dar. Ob-wohl allen aktuell keine Abschiebung droht, belaste der unsichere Status. Eljesa und Erina, die den größten Teil ihres bisherigen Lebens in Deutschlandverbracht haben, können sich eine Rückkehr in den Kosovo nicht vorstellen. Mansur und Ali fürchten um ihr Leben, falls sie nach Afghanistan zurückkehren müssten. Dass auch in Syke nicht nur freundliche Menschen leben, wurde deutlich, als Ellinghaus schilderte, wie Mustafa vor kurzem am Syker Bahnhof angegriffen wurde.
Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Sprache der Schlüssel für eine gelungene Integration ist. In der anschließenden Diskussion wurde auch deutlich, dass Integration nur gelingen kann, wenn beide Seiten dazu bereitsind. Für Ellinghaus hat die Kirche eine klare Meinung. Alle Menschen seien kostbar, der christliche Glaube basiere auf Nächstenliebe. „Die Schöpfung ist reich und bunt und das christliche Kreuz hat keine Haken“, sagte er.
Bild und Text: HORST MEYER, Kreiszeitung Syke